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Beweidung - VORGESTERN
Eine Landschaft geprägt von sanften Riesen
Ein Menschenleben ist zu kurz, um sich an die Weinviertler Urlandschaft zu erinnern, erdgeschichtlich sind wir aber nur einen Wimpernschlag davon entfernt. Und egal, ob wir uns gedanklich 20.000 Jahre zurück in die letzte Eiszeit versetzen, 120.000 Jahre in die warme Zwischeneiszeit oder noch weiter in die Vergangenheit, eines blieb immer gleich: die Anwesenheit großer Pflanzenfresser!
Die Vorstellung, dass sich in den sumpfigen Talböden bei Ernstbrunn Wasserbüffel suhlten oder am heutigen Hauptplatz von Mistelbach Großkatzen wie Löwen und Leoparden Jagd auf Wildesel machten, lässt einen zunächst am gesunden Menschenverstand zweifeln. Fügt man jedoch das aktuelle Wissen aus europäischen Fossilfunden auf der einen und den ökologischen Ansprüchen heute noch vorkommender Arten auf der anderen Seite zusammen, so ergeben solche Gedankenspiele durchaus Sinn. Sowohl in den Kalt- als auch in den Warmzeiten kamen in Mitteleuropa große Raubtiere wie im heutigen Afrika vor. Dies bedingt jedoch eine ausreichend große Anzahl an Beutetieren, wie wir sie aus diversen Universum-Dokumentationen kennen. Und diese gab es zu Hauf! In den eiszeitlichen Tundren tummelten sich neben den alten Bekannten wie Mammut und Wollnashorn auch noch Moschusochsen oder Karibus. Aber auch in den Warmzeiten gab es dazu Pendants wie den Europäischen Elefant, Breit- und Spitzmäulige Nashörner, Wasserbüffel, Wildesel, Wildpferde und sogar Nilpferde. Viele dieser Arten wurden bereits in ihren eiszeitlichen Refugien im Mittelmeerraum von den ersten Steinzeitjägern ausgerottet, noch bevor sie sich wieder Richtung Norden ausbreiten konnten. Erst in der Neuzeit ereilte den Auerochsen das gleiche Schicksal, dem der Wisent knapp aber doch entrinnen konnte. Auerochsen als direkte Konkurrenten um Weideflächen sowie als Fleischlieferanten verschwanden wohl spätestens zum Ende des Hochmittelalters (etwa Mitte des 13. Jahrhunderts). Wildpferde verschwanden bereits während der Jungsteinzeit, während der Wisent noch bis in Jahr 1.000 im Waldviertel zum mehr oder weniger regelmäßig erlegten Jagdwild zählte.
Die bedeutendsten Gestalter der Landschaft sind somit verschwunden und mit ihnen viele ihrer Begleiter. Ihre Funktion in den Weideökosystemen war nämlich nicht nur die Rolle als Beute für Fleischfresser, sondern ging weit darüber hinaus. Durch ihre Fraßtätigkeit sorgten sie für offene Landschaften und blütenreiche Weiden, ihre Trampelpfade wussten bodennistende Wildbienen zu nutzen, dornige Sträucher bildeten abwechslungsreiche Säume, in denen die Samen der Bäume gut geschützt keimen konnten. In ihrem Dung entwickelten sich Myriaden an Dungkäfern und -fliegen, die ihrerseits wiederum Nahrung für Vögel und Fledermäuse darstellten. Auch nicht zu vergessen sind die unzähligen Organismen, die die Kadaver verendeter Tiere aufarbeiteten.