Berg-Steinkraut
Alyssum montanum
Das Berg-Steinkraut kann mit Fug und Recht als absoluter Überlebenskünstler bezeichnet werden. Mag der Fels oder die Kalkklippe, auf der es wächst, auch noch so trocken und sonnenexponiert sein, es blüht dennoch alljährlich und zeigt sich bereits im zeitigen Frühjahr in seiner ganzen Pracht. Unter Gärtnerinnen und Gärtnern gilt sie daher als pflegeleicht, da es ihr kaum schadet, wenn auf das Gießen oder Düngen vergessen wird. Ganz im Gegenteil, zu viel Wasser und Nährstoffe schaden ihr sogar.
Erkennungsmerkmale
Allein schon aufgrund ihres Vorkommens auf eher artenarmen Sonderstandorten besteht innerhalb ihres Verbreitungsgebietes kaum eine Verwechslungsgefahr mit ähnlichen Pflanzenarten. Das Berg-Steinkraut bildet oft kompakte Polster aus, die sich flach über den Untergrund ausbreiten. Bei entsprechender Witterung beginnt die Blüte bereits im März und dauert bis in den Mai. Für früh fliegende Wildbienen, wie beispielsweise Schmal- oder Mauerbienen, sind diese eine wichtige Nektarquelle. Die goldgelben Blüten stechen als erste Farbtupfer im Vorfrühling bereits von weitem ins Auge. Die bis zu 50, an sich sehr kleinen Blüten befinden sich in einem traubigen Blütenstand am Ende der Stängel und wirken so in Summe deutlich größer als sie es tatsächlich sind. Die Blätter sind hellgrün-gräulich und von ihrer Ausformung her schmal-länglich.
Lebensraum
Das Berg-Steinkraut gilt als anspruchslose Pflanze, was aber nur zum Teil stimmt. Als klein- und niedrigwüchsige, lichtbedürftige Art ist sie sehr konkurrenzschwach und kann daher nur auf solchen Standorten bestehen, die für die meisten anderen Pflanzen-arten nicht besiedelbar sind. Zu finden ist es auf besonders felsigen, kargen und trockenen Standorten wie z. B. den Kalkklippen im Naturpark Leiser Berge. Diese Extremstandorte sind nur von einer Handvoll weiterer Lebensraumspezialisten besiedelt. Die geringe Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen gepaart mit oft langen Hitzeperioden im Sommer lässt hier zumeist nur kleinwüchsige Arten gedeihen, die für das Berg-Steinkraut keine allzu große Konkurrenz darstellen.
Verbreitung und Gefährdung in Österreich
Die Verbreitung in Österreich ist stark zersplittert und zeigt einen Schwerpunkt in den pannonisch geprägten Landesteilen im Osten. Die Hauptvorkommen liegen in der Wachau, entlang der Thermenlinie südlich von Wien, der Region rund um Hainburg sowie entlang des Westufers des Neusiedler Sees. Sehr kleine und exponierte Bestände in den Alpen bestehen in Kärnten und der Steiermark. Aufgrund seiner Vorliebe für Kalk befinden sich die meisten Weinviertler Standorte des Berg-Steinkrauts in der Klippenzone und hier vor allem im Naturpark Leiser Berge, während es auf den Silikattrockenstandorten im Westlichen Weinviertel fehlt. Eine grundsätzliche Gefährdung ergibt sich schon aufgrund der stark zerstreuten Fundorte. Zudem sind es gerade so meist kleinflächig vorhandene Sonderstandorte, die von randlicher Beschattung oder schleichender Verbuschung bedroht sind, weshalb auch das Berg-Steinkraut in der Österreichischen Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft wird.
Besonderheiten
Die Oberseite der Blätter ist leicht behaart, wogegen die Unterseite dicht mit Sternhaaren besetzt ist, was einem weißlichen Filz gleicht. Die ist eine Anpassung an die trockenen Verhältnisse auf den Felsstandorten. Die Spaltöffnungen, die der Atmung dienen, befinden sich ebenfalls auf der Blattunterseite. Die Haare verringern die Verdunstung und erlauben es dem Berg-Steinkraut, auch auf solchen Extremstandorten zu wachsen. Eine solche Anpassung ist auch bei vielen anderen Arten von Trockengebieten zu beobachten wie z. B. machen Vertretern von Königskerzen, Fingerkraut oder Alant.